Nein, diese Suppe ess‘ ich nicht!
Seit einiger Zeit beobachte ich im Internet eine Entwicklung, die mir nicht gefällt. Das Phänomen heißt: Sofort Upload. Man knipst etwas mit dem Smartphone und zack ist es per Picasa Web und Google+ in der Cloud. Hat man Dropbox installiert, kann man neuerdings per Kamera-Upload Fotos auch sofort automatisch hochladen lassen. Und nicht nur das, ganze Bilder-Ordner kann man hochladen (und eventuell sogar mit Freunden oder Familie teilen). Falls man also auf allen verwendeten mobilen Geräten und PC diese Anwendungen installiert (und Instant Upload aktiviert hat), kann man aus der Cloud heraus von allen Geräten auf sämtliche Bilder zugreifen. So weit so gut, aber wohin soll das auf Dauer führen?
Diese täglich rasant ansteigende Bilderflut muss irgendwo verwaltet werden. Riesige Serveranlagen entstehen, brauchen Unmengen Strom und werden – Verzeihung – vollgemüllt mit allem, was man nur knipsen kann. Ich finde diese Entwicklung einfach nicht gesund.
Was haben Google+ oder Dropbox und noch viele andere Anbieter davon, mir kostenlos Serverkapazität zur Verfügung zu stellen?! Reklame-Einnahmen, ja klar, aber wie wird das auf Dauer weitergehen?
Wie privat sind die Fotos und bleiben sie das auch? Da habe ich so meine Zweifel. Zum Glück kann man – bis jetzt jedenfalls – das Sofort-Upload deaktivieren, so dass es uns freigestellt ist, ob wir von dieser Möglichkeit Gebrauch machen oder nicht.
Eine Frage möchte ich aber in diesem Zusammenhang stellen: wissen wir nicht mehr, wie unglaublich wichtig das Wort Privatsphäre ist? Im täglichen Leben wehren wir uns mit aller Macht gegen Einmischung und Bevormundung und schützen unser Privatleben auf vielerlei Weise. Aber sobald wir im Netz sind, werden wir gutgläubig und mitteilsam.
Ich gebe zu, dass ich ungern auf die Möglichkeiten der Cloud-Technologie verzichten würde, denn Cloud-Nutzung ist bequem und praktisch und den angebotenen Service von Dropbox etc. nehme ich in begrenztem Maße auch in Anspruch. Aber beim Instant-Upload privater Fotos von Smartphone oder Tablet hört bei mir der Spaß einfach auf. Es möge mir gestattet sein, in dieser Hinsicht alt und konservativ zu sein!
Übrigens: auch das Instant-Sharing von Weblog-Artikeln mit Diensten wie Twitter, Facebook etc. scheint mir nicht ganz unproblematisch. Da hat man gar keine Zeit mehr, mal kurz einzuhalten und zu reflektieren, denn kaum hat man den Beitrag gespeichert, schon ist er „unterwegs“ im Netz und damit dem persönlichen Zugriff weitgehend entzogen. Eine praktische Sache, aber vielleicht nicht immer klug.
Naja, um Ihre Meinung zu haben muss man nicht unbedingt alt und konservativ sein. Ich bin relativ jung und dennoch muss ich nicht sofort jeden Schnappschuss irgendwo in der Cloud hinterlegen. Und auch Blogartikel werden händisch bei Twitter oder facebook oder google+ eingepflegt, so entscheide ich selbst, ob ich etwas einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich mache oder ob man es quasi von alleine finden muss.
Dabei sein ist nicht alles und ab und zu mal den Kopf anschalten auch nicht 😉
Herzlichen Dank für Ihre Reaktion! Die Kunst wird sein, das sinnvolle Mittelmaß zwischen „nichts“ und „zu viel“ zu finden.
Mit Interesse habe ich Deinen Artikel gelesen, das richtige Maß ist sicher am wichtigsten. Fingerspitzengefuehl für sensible Daten sollte man schon haben. Ich benutze gerade meine Dropbox zum Bilder aufräumen und bin begeistert. So kann ich meine Handybilder und die Kameraaufnahmen in meinem Pc-Archiv speichern und dann auf den Mobiles wieder löschen. Noch suche ich ein praktisches offline Archiv. LG Veronika